Liebe Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen,
„Alles war unerklärt, alles war zweifelhaft, nur die große Anzahl der Toten war eine unzweifelhafte Wirklichkeit," schrieb der Arzt Ignaz Semmelweis Mitte des 19. Jahrhunderts, als in Wien ungewöhnlich viele Mütter am Kindbettfieber starben. Semmelweis wusste nichts von Bakterien oder Viren. Seine Anordnungen, dass sich Mediziner mit Chlorkalk die Hände desinfizieren sollten, beruhten auf reiner Beobachtung. Er wurde für seine Anordnung von vielen Fachkollegen angefeindet. Auffällig für ihn war, dass Ärzte, die vorher Obduktionen durchgeführt hatten, eine deutlich höhere Sterblichkeit bei Gebärenden auslösten als Hebammen, die damit nichts zu tun hatten. Mehr sah er nicht, mehr behauptete er nicht zu wissen und mehr brauchte er auch nicht zu wissen. Seine Anordnung rettete damals und bis heute viele Menschenleben.
Kluge Menschen blicken auch in die Geschichte der Menschheit, um zu verstehen, was in ihrer Gegenwart passiert. Unsere Situation ist der aus dem 19. Jahrhundert nicht unähnlich. Wir wussten zwar viel über Viren, aber noch lange nicht genug und erst recht nicht über dieses Virus, um die perfekten Maßnahmen zu ergreifen.
Wir beobachten allerdings, dass bestimmte Maßnahmen gegriffen haben und noch immer greifen. Das Tragen von Masken scheint Jena vor einer größeren Ansteckungswelle bewahrt zu haben und es wird uns auch in den nächsten Wochen im Schulhaus begleiten. Falls sich das Virus als weniger schlimm als angenommen entpuppt, gebietet es trotzdem die Achtsamkeit und Solidarität, dass das regelmäßige Händewaschen, ein Minimalabstand, das Nießen und Husten in die Armbeuge und das Zuhausebleiben, wenn man sich krank fühlt, als neue Normalität angenommen wird. Es braucht gegenseitiges Verständnis, einen sachlichen Diskurs, ein für alle hohes Gut, und einen gesellschaftlichen Konsens.
Wir sollten uns klar machen, dass diese Handlungen, die wir nun als verpflichtend ansehen und uns unserer Comfort-Zone berauben, eigentlich selbstverständlich sind. "Covid-19 ist vor allem eine Krankheit unserer Lebensweise", und somit kann sie auch schon durch kleine Einschränkungen eingedämmt werden.
Wir freuen uns, dass ab Montag, dem 15.6.2020 alle Schüler*innen der Klassen 1 bis 4 wieder gemeinsam in ihren Klassen von 7.15 Uhr bis 15.15 Uhr lernen und spielen können. Voraussetzung ist, dass wir noch stärker darauf achten, im gesamten Schulhaus die Klassen und Gruppen zu trennen. Dies müssen wir tun. Sind mehr Schüler*innen in einem Raum und haben weniger Abstand, wird eine Ansteckung im Fall des Falles wahrscheinlicher. Damit dann nur ein kleiner Teil der Schule in Quarantäne genommen werden muss, ist die Trennung nach wie vor wichtig.
Ab Mittwoch, 17.06. gilt ein neuer Fahrplan für den Schulbus im Rahmen des wieder aufgenommenen Regelbetriebs der Grundschulklassen. Am Montag und Dienstag verkehrt der Schulbus noch wie in den letzten Wochen während des eingeschränkten Regelbetriebs. Beide Fahrpläne können auf der Seite zum Schulbus heruntergeladen werden.
Wir können nun unter Beachtung der Hygieneregeln für Schulen auch erste Veranstaltungen planen. Wir beginnen nun eine feierliche Zeugnisübergabe für unseren Gründungsjahrgang nach einer hoffentlich erfolgreichen Prüfung, unsere nächste Schuleinführung und die Elternabende für die künftigen Klassen 1 und 5 zu planen. Wir haben noch viel zu tun, doch es fühlt sich gut an.
Und auch in dieser Woche gibt es einige Neuigkeiten und wichtige Ereignisse: Unsere 10. Klässler, die damalige 5. des Gründungsjahrgangs, begehen am 12.06.20 ihren letzten Schultag, bevor sie wie auch die Schüler*innen der Klasse 9, die den Qualifizierenden Hauptschulabschluss anstreben, ihre Prüfungen konzentriert und hoffentlich gelassen angehen. Wir wünschen viel Erfolg! Glück wünscht man nur denen, die es brauchen.
Außerdem wird am Freitag und Samstag unser Bienenhaus gebaut, worüber sich die Bienen, die Imker und auch die Honigliebhaber freuen werden.
Die neuen Beschlüsse der Landesregierung geben uns die Möglichkeit, mit vorsichtigem Optimismus für die nächsten Wochen zu planen und gleichzeitig Sorgfalt walten zu lassen. Im Bewusstsein unserer Verantwortung und mit Freude auf die nächsten Wochen wünschen wir Ihnen und euch im Namen des gesamten Teams ein schönes Wochenende.
Axel Weyrauch und Paul Jonetz-Mentzel
(nicht erst ab heute sind die Texte und Nachrichten ein Gemeinschaftsprodukt – jetzt ist die Autorenschaft auch transparent)