Ein Reisebericht
Ich bin in den Herbstferien mit sieben weiteren Kindern und drei Erwachsenen nach Nicaragua geflogen. Wir waren in der Partnerstadt von Jena. Diese heißt San Marcos. Das Ganze war ein Jugendaustausch, um uns die Kultur nahe zu bringen.
Wir sind von Frankfurt über Miami nach Managua geflogen. Managua ist die Hauptstadt von Nicaragua. Nach einer Flugdauer von insgesamt 12 Stunden und einer Stunde Busfahrt wurden wir im Hotel Casa-Blanca in San Marcos sehr freundlich aufgenommen.
Erste Eindrücke
Nicaragua ist ein sehr armes Land und vieles ist dort anders. Ungefähr jeder zweite Haushalt hat ein Motorrad. Es liegt mehr Müll auf den Straßen und es gibt nicht überall Müllsammelstellen. Auf den Dörfern wird er meist einfach irgendwo hingeworfen. Deshalb hat das Eine-Welt-Haus ein Projekt für eine Müllsammelstelle in Dulce nombre ins Leben gerufen. Es gibt eine Sammelstelle, wo der Müll hingebracht, getrennt und wiederverwertet wird. Die Fußwege haben viele Löcher und es gibt sehr viele Straßenhunde. Die meisten Menschen verdienen ihr Geld mit Landwirtschafft und Export. Aber es gibt auch Angestellte (Lehrer, Verkäufer). Auch das Essen ist anders. Es gibt sehr oft Reis und Fleisch. Außerdem gibt es zum Frühstück immer Ei. Wie auch in vielen andern Ländern ist das Leitungswasser in Nicaragua nicht so sauber wie bei uns. Deshalb haben wir darauf geachtet, kein Leitungswasser zu trinken.
Unternehmungen
Wir hatten ein sehr umfangreiches Programm und waren zum Beispiel am sehr großen Nicaraguasee und auf einem aktiven Vulkan – wir konnten in den Krater hinein bis zur flüssigen Lava sehen! Sehr interessant war auch der Kunsthandwerkermarkt in Masaya, bei dem es selbstgemachte Hängematten, Pin͂atas und anderes wundervolles Kunsthandwerk gab. Des Weiteren besuchten wir die Stadt Leon mit ihrer riesigen, prachtvollen, weißen Kathedrale. Mich hat die Ökofarm, die wir besucht haben, sehr fasziniert. Dort war alles sauber und wir haben verschiedene Tiere und sogar den Nationalvogel Guardabarranco gesehen. Außerdem waren wir auf verschiedenen Plantagen für Kaffee und Kakao. Dort konnten wir live erleben, wie mühsam und schwierig das Leben der Farmmitarbeiter*innen ist und wie wenig Geld sie damit verdienen. Wir haben live die Vorzüge von Fairtradehandel kennengelernt. Vor Ort haben wir Projekte besucht, die mit dem höheren Preis für die Farmer bezahlt werden können. Auch ist uns klar geworden, wie wichtig der Zusammenschluss der Farmer zu größeren Kooperativen ist. Eine Tonne Kakao im Welthandel kostet 4500 US Dollar und davon bekommen die Farmer normalerweise 9000 Cordoba (230 Euro) pro Tonne und im Fairtradehandel immerhin 33.000 Cordoba (860 Euro) pro Tonne.
Besuch von Partnerschulen
Ein wichtiger Bestandteil unserer Reise war der Besuch von verschiedenen Partnerschulen vor Ort und der Austausch und das Miteinandersein mit nicaraguanischen Schüler*innen. Vor der Reise haben wir uns in unseren Vorbereitungstreffen gefragt, wie wir uns mit den anderen verständige werden können. Es war dann gar nicht so schwierig. Einerseits nutzen wir in Gesprächen den Google-Übersetzer. Andererseits spielten wir Spiele, die auch ohne viele Worte auskamen (Schach, Uno, Volleyball).
Das Schulsystem funktioniert anders als in Deutschland. Die Schüler*innen sind nach Klassenstufe in zwei Schichten eingeteilt (jeweils von 7.00 Uhr bis 12.00 Uhr und von 13.00 Uhr bis circa 18.00 Uhr). Es gibt keine großen Pausen. Die Schüler*innen tragen Schuluniformen. Diese ist blau und weiß. Die Schulgebäude sind oftmals viel einfacher als bei uns. Meistens haben die Schüler*innen Einzelsitzplätze mit einem Tischchen dran. Die Kaleidoskopschule aus Jena hat eine Partnerschule in Nicaragua – die Luis-Alberto-Garcia-Schule. Sie hatten hier bei uns Geld gesammelt, welches wir überreicht haben, damit die Schule in Nicaragua einen überdachten Schulhof bekommt. Es gibt nämlich eine Regenzeit in Nicaragua und wir haben selbst erleben dürfen, wie sich innerhalb weniger Minuten der Hof in eine Schlammwüste verwandelt und die Schüler*innen schnell rein mussten.
Ebenfalls besuchten wir eine weitere Schule in Fatima in der Gemeinschaft San Marcos. Dort haben wir uns die Schulbibliothek angeschaut. Diese war Teil eines Gemeindezentrums und es soll eine Schulbibliothekspartnerschaft mit unserer Schulbibliothek aufgebaut werden. Im Moment hat die Schule nur wenige Bücherregale und ein paar Spiele und Computer. Ich habe schon den Aufbau unserer Bibliothek miterlebt und freue mich jeden Tag über unser tolles Leseangebot und wünsche mir, dass auch die nicaraguanischen Schüler*innen mit unserer finanziellen Unterstützung eine wunderbare Lesemöglichkeit bekommen.
Fazit
Für mich war die Reise nach Nicaragua absolut spannend, erlebnisreich und ich habe sehr viel gelernt und erfahren dürfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch wir als Schule uns mehr engagieren. Die Bibliothekspartnerschaft ist schon einmal ein guter Anfang und vielleicht können wir ja auch Partnerschule einer Schule von San Marcos werden.
Helene