Sehr geehrte Damen und Herren,
Ende August 2016 beendete das Thüringer Bildungsministeriums (TMBJS) das Modellprojekt „Hort in kommunaler Trägerschaft“. Daraus ergab sich die Konsequenz, dass die Horte der Grund- und Gemeinschaftsschulen in die alleinige Trägerschaft des Freistaates übergingen. Für diesen Prozess wurde den Eltern und Schulen von Seiten der Regierungsvertreter immer wieder versichert, dass sich für die sehr diverse Jenaer Schullandschaft keine Nachteile ergeben werden.
Durch den Betriebsübergang von der Kommune Jena in die Trägerschaft des Freistaates zeigten sich bereits nach kurzer Zeit die fatalen Auswirkungen:
- Für unsere Kinder, weil für die Personalberechnung der Erzieher ein höherer Betreuungsschlüssel festgelegt wurde. (1/3 verschlechtertes Erzieher-Kinder-Verhältnis). So ist es keine Seltenheit, dass im Krankheitsfalle ein Erzieher über 40 Kinder zu betreuen hat. Von einer qualitativen pädagogischen Betreuung der Kinder kann hier keine Rede mehr sein.
- Für alle Erzieher, weil sie trotz einer geringeren Personalausstattung versuchen, unseren Kindern die gleiche Qualität der Betreuung zu bieten und dabei jeden Tag mit fehlenden Personalreserven, zunehmenden Überstunden, fehlender Weiterbildungs- und Organisationszeit kämpfen.
- Für die Heterogenität unserer Schullandschaft: Durch die schlechtere Anstellungsbedingungen (verkürzte Wochenarbeitszeit und daraus resultierend ein geringerer Lohn) ist die Arbeit für einen Erzieher im Hort weniger attraktiv, was es zukünftig schwieriger macht, frei werdende Stellen neu zu besetzen. Dies bedeutet eine quantitativ schlechtere Betreuungssituation in den Horten, so dass zukünftig viele rhythmisierte Schulkonzepte personell kaum noch umgesetzt werden können.
Alleine in Jena fehlen durch den Betriebsübergang zum 01. September 2016 jeden Monat 900 Stunden Betreuungsleistung! Dieser muss durch das Land schnellstmöglich wieder ausgeglichen werden!
Diese Entwicklung, die kontinuierliche Verschlechterung der Hortbetreuung an den Jenaer Schulen, kann von uns als Elternvertreter so nicht weiter hingenommen werden! Wir fordern deshalb:
- Wiederherstellung des qualitativen Status Quo der Hort-Erziehungsarbeit in den Jenaer Schulen auf der Basis des Betreuungsschlüssels vor dem 31.08.2016 (vor dem Betriebsübergang zum Land)
- Beschäftigungsumfang von Erziehern auf bis zu 100 % anheben.
- „Geld statt Stellen“, sollte, wie vermutet, kein durch das Land verbesserter Stellenschlüssel für Jena zeitnah gewährleistet werden können.
- Schnellstmögliche Nachbesetzung der fehlenden Erzieherstellen noch im laufenden Schuljahr 2016/2017, ohne „Wenn und Aber“!
Wir Eltern haben noch nicht alle uns zur Verfügung stehenden Mittel und Schritte ausgeschöpft, um die gegenwärtige Misere an den Horten wirkungsvoll zu beeinflussen. Deshalb laden wir alle Schulelternsprecher, interessierten Eltern, Mitbürger, Erzieher und Lehrer am 27.04.2017 um 18.00 Uhr ein. Treffpunkt ist der untere Sitzungssaal am Lutherplatz 3.
Hier wollen wir in Zusammenarbeit mit den zuständigen Gremien des Landes Thüringen die Position der Jenaer Elternschaft stärker in den Fokus der Landespolitiker und der zuständigen Ministerien stellen. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung. Wir müssen uns jetzt auf den Weg machen – zum Wohle unserer Kinder und für den Erhalt der Vielfalt und Qualität unserer Schullandschaft.
Andreas Theune-Hobbs (Kreiselternsprecher TGS),
Christian Sworowski (Kreiselternsprecher Grundschulen),
Claudia Martins (Kreiselternsprecherin TGS),
Olaf Müller (Kreiselternsprecher TGS)