Liebe Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen,
die erste Woche der Schulschließung ist geschafft. Unsere Schule ist nun seit 7 Tagen geschlossen.
Stellen wir uns nun einmal vor, wir wollen gemeinsam zum Mars fliegen. Das ist ja auch wie eine Quarantäne nur etwas anders - die Wohnung rast durchs Weltall und drin ist noch weniger Bewegung möglich. Nach aktuellen Berechnungen der NASA benötigen wir dafür 6 Monate. Die gesamte Zeit in einem Raumschiff, kein Himmel über dem Kopf, kein Vogelzwitschern, keine Telefonate, wann immer wir wollen und die Verpflegung wird auch nicht ganz so sein wie zu Hause. In diesen 6 Monaten braucht man Regeln für ein Team von Astronauten auf engstem Raum. Regeln für ein gutes Zusammenleben, um die eigene Gesundheit und Lebensfreude zu erhalten.
Im Moment fehlt sicher fast allen von uns das Motiv, diese Strapazen auf sich zu nehmen. Dieses Beispiel liefert uns aber Erkenntnisse für unsere Situation. Jack Shuster erforscht seit Jahren die Dynamik von Gruppen unter extremen Bedingungen für die NASA, u.a. zur Vorbereitung für den Marsflug. Er ist übrigens 72 und mit seiner Frau in den USA gerade in freiwilliger Quarantäne. Er ist überzeugt, dass seine Erkenntnisse auch für das Zusammenleben in Familien anwendbar sind. Gerade jetzt ist das wohl nachvollziehbar. Deshalb schauen wir uns einige der wissenschaftlich belegten Empfehlungen an und wir werden sehen, sie sind einfach, ja fast banal. Wer aber dagegen verstößt, löst Krisen aus und diese können bei einem Raumflug alle gefährden – zu Hause zumindest den Tag „vergiften".
Hier also einige seiner Empfehlungen für einen krisenfreien Familienflug:
- täglich gemeinsam Abendessen
- kein Zeug herumliegen lassen
- Gemeinschaftsräume immer sauber halten und ordentlich hinterlassen
- auf freundlichen Umgangston achten
- leere Toilettenpapierrollen auswechseln (wenn noch welches da ist)
- herablassenden Humor unterlassen
- sich nicht über andere lustig machen
- Gemeinschaftsspiele spielen
- Aufgaben im Alltag übernehmen und einen fairen Plan für alle machen
Klingt doch wirklich sehr schlicht, oder? Es sind oft die einfachen Dinge, auf die es in komplexen Situationen ankommt. Es ist erwiesen, dass all das wirkungsvoll ist – für friedliche kommende Wochen. Ich würde noch etwas ergänzen:
- Einander zuhören und nachfragen: Wie meinst du das? Warum ist dir das wichtig? Welche Alternative könntest du dir vorstellen?
- Und wenn es zu Entscheidungen kommen muss, möglichst zwei Alternativen finden und zur Auswahl stellen.
Ich wünsche uns und Ihnen allen den Mut und die Kraft, die einfachen Dingen so wichtig zu nehmen, damit wir alle, auch in diesen Tagen, gesund und lebensfroh sein können. Ich danke Ihnen und euch allen, für die sehr gute Zusammenarbeit in diesen Tagen. Langsam entwickelt sich für uns alle ein neuer Alltag und die Kommunikation zwischen uns allen gelingt immer besser.
Im Kollegium haben wir uns vorgenommen, mit allen Eltern und Schüler*innen bis etwa Mitte dieser Woche ein erstes telefonisches Gespräch zu führen. Sollte das bei jemandem noch nicht geklappt haben, dann gern auch den umgekehrten Weg gehen und uns anrufen.
Mit besten Wünschen vom ganzen Team
Ihr und euer
Axel Weyrauch
(Dem kleinen Text liegt der Artikel: "Wie man Lagerkoller verhindert" von Nina Himmer aus der Süddeutschen Zeitung/Süddeutsche Zeitung Plus auf dem Onlineprotal der SZ vom 20.3.2020 zugrunde).